- 14. September 2024
Was macht Arbeiten auf dem Bau so attraktiv?
Arbeiten auf der Baustelle ist dem ersten Eindruck nach vielleicht nicht das, wovon Menschen in ihrer Kindheit träumen. Körperliche Anstrengung, arbeiten bei der Kälte und Regen klingen nicht gerade verlockend. Doch das Image der Branche ist völlig zu unrecht so negativ. Es hat sich viel getan im Baugewerbe. Als Bauhelfer oder Fach-Arbeiter tätig zu werden kann sehr lukrativ sein. Zudem sind die körperlichen Voraussetzungen anders als früher. Wir werfen einen Blick auf die neuen Verhältnisse und beleuchten die Bedingungen am Arbeitsmarkt.
Arbeit auf dem Bau – welche Vorzüge bietet sie?
Auf einer Baustelle zu arbeiten ist in vielerlei Hinsicht lohnenswert. Als erstes sollte man wissen, dass die Leute dort in der Regel gut bezahlt werden. Es gibt eine große IG Bau, die immer wieder die Tarifverträge mit den Unternehmen aushandelt. Gerade in dieser Branche wird der Vertrag vom Wirtschaftsminister immer wieder als allgemeinverbindlich fürs ganze Land erklärt. Grund dafür ist, dass früher bei Bauprojekten und im Tiefbau viel Schindluder mit Schwarzarbeitern getrieben wurde. Mit Hilfe von Tarifen und strengen Kontrollen möchte man ein Preisdumping vermeiden, bei dem diejenigen die billigsten sind, die Menschen illegal beschäftigen oder sie ausbeuten. Zudem wollte man das massive Treiben von EU „Freiberuflern“ unterbinden. Miterbeiter dürfen also auf gute Tarife und strenge Überwachung setzen. Hinzu kommt die Tatsache, dass in der Branche ein akuter Fachkräftemangel vorherrscht. Viel Arbeit in dem Bereich wird bereits von Arbeitskräften mit Sondergenehmigung aus Drittländern Europas übernommen, weil nicht genügend Leute das sind. Das hat für kräftige Lohnsteigerungen gesorgt.
Wichtig zu wissen ist auch, dass die Arbeit körperlich nicht mehr so überaus belastend ist wie früher. Eine Baugrube ausheben, Stahlträger transportieren, die Trägerbohlwände installieren oder Löcher ausheben – all das wird heute noch viel mehr von Maschinen und elektrischen Geräten übernommen. Zudem hat es zahlreiche Maßnahmen gegeben, um die körperlichen Auswirkungen zu reduzieren. Bauerbeiter sind nicht mehr diese knallharten Jungs, wie in den alten Filmen, die sich durch die viel zu harte Belastung über die Jahre kaputt gearbeitet haben.
Bezüglich der Sicherheit hat sich in den letzten Jahren immens viel getan. Keine Berufsgenossenschaft der Welt schaut tatenlos dabei zu, wenn die Leute sich in ihrem Job immer wieder schwer verletzen. Aus diesem Grund hat man in der Bauwirtschaft unzählige Sicherheitsregeln etabliert, die den gefahrlosen Umgang mit schweren Maschinen und gefährlichen Transporten usw. zu einer Angelegenheit gemacht haben, wo Verletzungen nicht mehr zum Alltag hören. Genauso gut könnte man als Angestellter einer Werbeagentur die Treppe herunterrutschen und sich dort verletzen.
Alles in allem lässt sich sagen: In der Baubranche verdienen Sie als Hilfskraft oder Fachkraft gutes Geld. Betriebe und Bauunternehmen müssen reichlich Scheinchen auf den Tisch legen, weil akuter Mangel an qualifiziertem Personal besteht. Gleichzeitig ist die Gefährlichkeit der Arbeit bei Unfällen auf der Baustelle massiv zurückgegangen. Ebenso die schädlichen langfristigen Auswirkungen auf die Gesundheit. Sei es an Rücken und Gelenken usw. oder sei es wegen des Umgangs mit Dämpfen von Chemikalien und Baumaterial.
Tarifliche Vorzüge
Werfen wir einen Blick in die Tarifverträge. In der heutigen Zeit verdienen Mitarbeiter in der Lohngruppe 4, mit einer Berufsausbildung von 3 Jahren zwischen 21-22 Euro. Es variiert um ein paar Cent zwischen den Bundesländern. Bei einer Arbeitszeit von 160 Stunden pro Monat wären das 3.360 Euro. Allerdings sind diese Gehälter eher die untere Grenze für Facharbeiter. Bei Hilfsarbeitern sind es eher um die 15-16 Euro pro Stunde. Auch das deutlich über dem gesetzlichen Mindestlohn.
Bezüglich Urlaub gelten in der Branche 30 Tage pro Jahr als üblich. Im Gesetz sind bei einer 5-Tage Woche nur 20 verankert. Auch hier ergibt sich ein deutlicher Vorteil.
Welche Arbeiten fallen auf dem Bau an?
Ein kleiner Überblick über die üblichen Tätigkeiten, die beim Arbeiten auf dem Bau anfallen:
- Aufbau und Abbau von Baugerüsten
- Baustoffe vermischen und nutzbar machen (Zement zubereiten)
- Abbrucharbeiten durchführen
- Schutt und Müll entsorgen
- Materialien hin und her transportieren per Hand, Kran, Fahrzeug
- Abdeckplanen verteilen
- Gruben ausheben, Gestein abtragen
- Arbeit mit Maschinen: Bohrer, Presslufthammer, Bagger
- Fahrzeuge beladen
- Sauber machen
- Baustelle mit Trägern und Wänden absichern
Neben diesen Aufgaben gibt es noch die vielen Jobs, die einer Facharbeiterausbildung einhergehen. Dazu gehören Tischler, Fliesenleger, Elektriker, Maurer, Klempner usw.
Karriereperspektive bei Unternehmen im Baubereich
Es gibt gehaltlich einen deutlichen Sprung zwischen Facharbeitern und Hilfskräften. Wer eine solche Qualifikation nicht hat, für den ist es empfehlenswert sie zu absolvieren. Ein sofortiger Gehaltszuwachs von ungefähr 25-33% ist die Folge.
Sehr hilfreich ist es auch fachspezifische Fortbildungen zu machen. Dazu gehören zum Beispiel der Baggerführerschein, LKW Führerschein, eine Ausbildung als Kranführer oder die Fähigkeit zu Schweißen und was auch immer hilfreich sein kann. Gute Leute, die Arbeiten ausführen können, die andere nicht in der Lage sind zu tun, erhalten eine gute Position bei Gehaltsverhandlungen.
Wer langfristig am Ball bleibt, der wird Lerneffekte erleben und seine persönliche Produktivität verbessern. Gute Mitarbeit wird finanziell belohnt. Besonders deshalb, weil niemand es sich leisten kann seine besten Leute an die Konkurrenz zu verlieren.
Perspektive am Arbeitsmarkt
Aktuell wird in Deutschland gebaut wie kaum jemals zuvor. Die Beschäftigten fehlen an allen Ecken und Enden. Solche Bauprojekte werden in der Regel nicht kurzfristig abgesagt. Aus diesem Grund ist davon auszugehen, dass die Auslastung in den nächsten Jahren noch ausreichend sein wird. Natürlich gab es in Deutschland auch Phasen, wo die Baufirmen nicht so viel arbeiten konnten, wie sie gerne gewollt hätten. Doch man muss davon ausgehen, dass es immer eine gewisse Grundauslastung geben wird. Selbst dann, wenn die Rezession voll zuschlägt. Häuser werden alt, sie müssen hin und wieder abgerissen werden. Die Bevölkerung zieht vom Land in die Städte oder irgendwann von den Städten wieder aufs Land. Sie alle benötigen dann neuen Wohnraum. Firmen entstehen oder expandieren und brauchen neue Bürogebäude, Lagerräume oder Fabriken. Es wird immer etwas zu tun geben.
Fazit
Wer einen Job sucht und die Möglichkeit hat körperlich und von den Fähigkeiten her im Baubereich tätig zu werden, für den kann sich der Einstieg lohnen. Kaum eine andere Berufsgruppe bietet auch Quereinsteigern und Neulingen so gute Einstiegsgehälter. Und Fachkräfte verdienen ohnehin gutes Geld. Im Gegenzug sind die Anforderungen weniger geworden. Maschinen zu bedienen ist wichtiger als reine Körperkraft. Gesundheitlich betrachtet haben sich die Gefahren reduziert. Wirtschaftlich gesehen ist die Perspektive aktuell und für die nächsten Jahre sehr gut. Karriereperspektiven sind vorhanden und das Wichtigste noch zum Schluss: Sie haben die Option all diese Fähigkeiten jederzeit und überall auf der Welt einzusetzen. Ein Lehrer kann nicht einfach in die USA auswandern und dort im Beruf weitermachen. Als Expert:in für Bautätigkeiten sind Sie absolut ungebunden. In sämtlichen Staaten der Welt sind die Arbeitsmethoden ähnlich. Wer seine Existenz eines Tages in den sonnigen Süden oder in die Hochlohn-Länder wie Schweiz oder Kanada verlegen möchte, der hat gute Karten.
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